Auf dieser Seite: Das Abwracken oder vom »Umgang mit Joghurtbechern« 
Vom Umgang mit Joghurtbechern
Die Entsorgung leerer Joghurtbecher ist einfach. Man spült sie aus und dann ab damit in die Gelbe Tonne! Gesammelt und sortiert werden sie dann recycelt oder zur Energiegewinnung verbrannt. Anders verhält es sich jedoch bei den sog. schwimmenden Joghurtbechern, wie Sportboote aus GFK gerne mal abschätzig genannt werden. Hier zeigt sich ein Problem. Denn die seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus GFK gefertigten, ausgedienten Sportboote sind Sondermüll. Ein Recyceln ist meistens nicht möglich, da bei der Fertigung regelmäßig verschiedene Arten von Kunststoffen verklebt wurden. Diese GFK-Boote bedürfen also einer speziellen, umweltgerechten Entsorgung und die kostet. So verwundert es nicht, dass es kaum einen Yachthafen gibt, in der nicht aufgegebene Boots- und Yachtwracks an Land oder im Hafenbecken vor sich hin gammeln. Das Umweltbundesamt (UBA) schätzt das es in Deutschland  aktuell allein ca. 35.000 Segeljollen und ca. 160.000 Segelyachten gibt. Die Anzahl der Motorboote dürfte noch erheblich größer sein. Insgesamt rechnet man aktuell mit 20.000 bis 30.000 Schrottbooten. Wohin also mit der zudem dramatisch anwachsenden Zahl an ausgedienten GFK- Sportbooten?  Gibt es für diese modernen Kunststoffyachten ein würdiges Ende? Was passiert mit diesen Booten aus vermeintlich »modernen Materialien«, die ihre letzte Fahrt beendet haben. Gibt es eine weitere Verwendung? Kann ein Kunststoffrumpf recycelt werden? Das Abwracken zählt sicherlich nicht zu den schönen Themen des Wassersportes, hat aber mit Blick auf die Umwelt in naher Zukunft eine zunehmende Bedeutung.
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Als vor ca. 50 Jahren die moderne Spaßgesellschaft mit der Massenproduktion von Booten aus Kunststoffen, meist PVC und GFK, begann, hat keiner darüber nachgedacht, wie lange diese Boote wirklich halten und was dann final mit ihnen geschieht. Die Babyboomer der 1960er Jahrgänge gehen derzeit in den nautischen Ruhestand. Deren Boote lassen sich aber nur schwer an die nachfolgende  Generation weiterreichen. Sie sind zu alt, entsprechen nicht mehr dem technischen Standard der Zeit und ein Refit übersteigt regelmäßig den Wert des Bootes.

ICOMIA, der weltweit wichtigste Verband der Bootsbauwirtschaft schätzt, dass europaweit jährlich ca. 25.000 Boote abzuwracken sind. In Deutschland ist das Deponieren und die Entsorgung von GFK-Booten auf einem Müllplatz seit 2005 verboten. Bei den wenigen Anbietern in Deutschland liegen die Kosten für das Abwracken eines Bootes zwischen 1000 bis 2000 Euro je Tonne. Die Kosten der Entsorgung einer großen Segelbootes belaufen sich aktuell bis zu 6500 Euro. Das Vorhandensein wiederverwertbarer Wertstoffe, wie z. B. einem Bleikiel oder einem Aluminium-Mast, kann die Kosten nur etwas mildern. Nach erfolgter, arbeitsintensiver Entkernung bringen Entsorger die nackten Bootsrümpfe in der Regel zur thermischen Vernichtung in eine Müllverbrennungsanlage oder als Brennstoff in eine Zementfabrik. Umwelt- bzw. klimafreundlich ist beides nicht. Die GFK-Verbrennung kostet zudem 300 bis 400 Euro pro Tonne.

Viele verantwortungslose Eigner greifen bei solchen Kosten auf die verwerflichste aller Entsorgungsmethoden zurück: Einfach absaufen lassen und mit dem Dingi ans Ufer – vielleicht sogar noch einen Versicherungsbetrug draus basteln. Das UBA schätzt allein die Zahl der »herrenlosen« Boote in Deutschland auf bis zu 10.000!  Die Hauptschwierigkeit liegt also bei den Kosten der Entsorgung. Die Verantwortung für die Entsorgung von Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen, Kühlschränke etc., ist heute EU-weit gesetzlich geregelt und liegt beim Hersteller. Dieser bzw. seine Händler sind verpflichtet, die Geräte zurückzunehmen, mit der Folge, dass der Hersteller diese möglichst recycelbar fertigt. Sportboote überleben jedoch nicht selten das Bestehen der herstellenden Werft. Gleichzeitig möchte man den Hersteller für längst vergangene Produktionsjahre nicht mehr belasten. Auch die Umlegung der Kosten auf den Verbraucher ist nach Meinung der ICOMIA bedenklich, denn der Käufer eines alten Bootes ist in der Regel das finanziell schwächste Glied in der Kaufkette. Gerade in Fragen einer nachhaltigen Abfallwirtschaft ist also der Gesetzgeber gefordert, dieses lange Zeit vernachlässigte Umweltproblem zukunftssicher zu regeln.

In Frankreich befasst man sich schon seit vielen Jahren mit der Frage, was aus alten GFK-Booten werden soll. Der französische Verband der Wassersportwirtschaft (FIN) hat ein Recycling-Programm aufgelegt, an dessen Anfang die Eintragung in das Schiffsregister und am Ende die Entsorgung mit der Löschung des Bootes bescheinigt wird. Der Eigner muss sich nur noch um den Transport zu einem zertifizierten Entsorgen kümmern. Alles Weitere ist für ihn kostenlos bzw. wurde bereits beim Neukauf eingepreist.

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